unter anderem Niobe

Dirk Otto

Hamburger Tod 1943

Ausgangspunkt dieser Reihe waren die Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943. Diese Angriffe bewirkten ein solches Ausmaß an Ziviltoten und Schäden, wie es bis dahin im Luftkrieg noch nicht erreicht worden war.

Die Menschen sind größtenteils nicht verbrannt, sondern durch Kohlenmonoxydvergiftung eingeschlafen, bewußtlos geworden, an Sauerstoffmangel erstickt und durch die große Hitze, die in den Schutzräumen z.T. noch wochenlang bestand, regelrecht ausgedörrt und geröstet worden. Die Kleidung blieb so teilweise erhalten. Die Leichen waren sehr leicht und erheblich geschrumpft, weshalb sie im Beamtendeutsch offiziell als Bombenbrand-Schrumpfleichen - abgekürzt BBS-Leichen - bezeichnet wurden. Die Bergung mußte sehr vorsichtig durchgeführt werden, damit die Leichen nicht zerfielen. Aus Geheimhaltungsgründen wurden dabei größtenteils KZ-Hftlinge eingesetzt.

Die Naziführung ließ eine genaue Dokumentation über die Ursachen und Auswirkungen anfertigen, die in ihrer schonungslos realistischen Darstellung so schrecklich war, daß sie sofort als "streng geheim" unter strengsten Verschluß gestellt wurde.

Anfang der 60er Jahre kam diese Dokumentation in meine Hände, und ich war davon sehr betroffen. Gleichzeitig ging von den Fotos eine seltsame Faszination aus, die mich nachhaltig bewegte. Jedoch erst mehr als 20 Jahre später setzte ich mich künstlerisch damit auseinander und schuf 1984 diese vier Zeichnungen.


back ->

© by Dirk Otto